4. Tag – Sonntag, 30.04.2023 – Weg nach Seixas

4. Tag – Sonntag, 30.04.2023 – Weg nach Seixas

Nach dem wunderbaren Aufenthalt bei Carolina hiess es für mich im Laufe des Vormittags dringend eine Unterkunft für den heutigen Tag zu finden. Über www.booking.com schien es auch scheinbar kein Problem zu sein. Ich wollte mich einem kleinen Grüppchen mit 2 Frauen vom Niederrhein, Anja und Petra und einer Bayerin, deren Namen ich leider nicht mehr weiß, anschliessen und nur ca. 20 km laufen. Gegen 07.20 Uhr brachen wir auf. Überglücklich über das Buchungsportal eine Bleibe gefunden zu haben, ging es Richtung Norden, nach Ancora – so dachte ich. Was ich nicht im Blick hatte, war die Tatsache, dass ganz Europa den 1. Mai feiert, was bedeutete, dass die Herbergen in Portugal überfüllt waren. Auf den Boden der Tatsache wurde ich zurückgeholt, als ich feststellte, dass meine Unterkuft nicht in Ancora sein sollte, sondern in Seixas, ca. 12 km weiter als geplant. Im ersten Moment empfand ich es ziemlich nervend keine andere Unterkunft zu bekommen und nicht darauf geachtet zu haben, in welchem Ort sich die Unterkunft befindet. Mit jedem Schritt ergab ich mich aber mehr meinem Schicksal und akzeptierte, dass ich ca. 2 Stunden länger laufen musste, als der Rest der Gruppe.

Zunächst machten wir uns auf den Weg nach Viano do Castelo. Dort wollten wir eigentlich hoch zum Heiligtum der Santa Luzia zur Santuário do Sagrado Coração de Jesus Leider war die Seilbahn ausser Betrieb.

Wir entschieden uns somit in der Stadt einen Kaffee zu trinken und nicht den ganzen Weg nach oben hoch auf den Berg zu laufen. Von Viano do Castelo ging es wieder am Strand auf Holzstegen entlang, das Meer auf der linken Seite, vorbei an Windmühlen und Lavastränden.

Mittlerweile brannten meine Füße oder besser gesagt die Blister (das englische Wort für Blasen) unter meinen Füßen. Die Folgen des Umknickens am gestrigen Tage waren auch noch zu spüren. Aufgeben war dennoch keine Option. Ich wollte diesen Weg bezwingen. Diese Etappe war ähnlich wie am 2. Tage schon, sehr steinig. Über große Felsen und Geröll ging es teilweise recht steil bergauf.

Am heutigen Sonntag hatten einige Cafes geschlossen, sodass wir mit viel Glück in einem kleinen Dörfchen Namens Carreco das Bar Cafe Central fanden, wo wir einen Kaffee und eine eisgekühlte Cola zero genießen konnten.

Nach etwa 22 km erreichten wir einen kleine Kapelle an der es für mich hieß, Abschied zu nehmen, um das erste Mal alleine einen Teilabschnitt des Caminos, quasi nur „Er und ich“ , zu gehen. Ich hatte ja noch mindestens 2 Stunden sprich rund 14 km zu gehen. Das war schon im ersten Moment ein komisches Gefühl, immerhin war ich bis jetzt immer mit Irgendwem unterwegs.

Durch viele kleiner Ortschaften und Dörfer, bergauf und bergab trieb es mich schliesslich durch Ancora. In Ancora hatte ich den Eindruck „der Teufel wäre los“ Viele Familien mit großen und kleinen Kindern waren auf den Beinen und vergnügten sich am Strand und an Karaussels. Die Gedanken im Hinterkopf, dass die Anderen warscheinlich schon längst in Ihrerm Hostel waren und ich noch etwa 8 km vor mir hatte, überfiel mich ein Schub von Demotivation. Ich wusste, ich müsse durchhalten und hätte am Ende ca. 36 km geschafft. Ich hatte keine Eile, mein Bett war mir sicher, aber die Schmerzen unter den Füßen wurden immer schlimmer und die Schritte immer kleiner. Gegen 19.00 Uhr erreichte ich endlich mein Ziel. Das Hostel Albergue s. Bento. In meinem Zimmer war bereits ein Tschechisches Pärchen eingezogen, weitere Pilger kamen aber auch nicht in unser Zimmer. An der Rezeption erfuhr ich von der Möglichkeit des Pilgermenüs in der benachbarten Gaststätte, die scheinbar in direkter Verbindung zum Hostel stand. Das erste Mal kam ich in den Genuß eines leckeren Abendmenüs für nur 10 € . In diesm Hostel musste ich zum ersten Mal meinen Schlafsack benutzen, weil es nur Wolldecken und 1 Mal – Bettzeugs gab. Papierähnliche Bezüge und Laken für die Gummimatratze. Somit hatte sich der Aufwand, einen Schlafsack mitzunehmen gelohnt. Vor meinem Abflug hatte ich am Vorabend noch Zweifel, ob ich den Schlafsack mitnehmen sollte.

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